Nachruf Bruno Giacosa


Nachruf auf Bruno Giacosa 1929-2018
von Alexander Magrutsch

Bruno Giacosa war zweifellos einer der ganz großen Weinproduzenten und einer, der die gesamte italienische Weinwirtschaft über mehrere Jahrzehnte in qualitativer Hinsicht mitgeprägt hat.

Es gibt Weine, die man einfach einmal getrunken haben muss, um eine Sorte oder ein Gebiet verstehen zu lernen. Die Barbaresco und Barolo von Bruno Giacosa zählen dazu! Die piemontesischen Top-Weine wären ohne Ihn nicht das, was sie jetzt sind. Viele jüngere Winzer nennen Bruno Giacosas Weine als Vorbild für die eigenen: Die maximale Expression der Sorte Nebbiolo, die Finesse, die eine gute Lage im Verbund mit der Rebe hervorbringt, die Langlebigkeit,  die langsame Entwicklung und Reifung sind dank Bruno Giacosa zu Markenzeichen für guten Barbaresco und Barolo geworden.

In einem Interview Mitte der 1980er Jahre sagte Bruno Giacosa sinngemäß, dass man seinen jungen Barbaresco oder Barolo viel Zeit gönnen sollte und sie unbedingt dekantieren müsse. Und erst nach ein paar Tagen würden sie ihre ganze Bandbreite an Aromen und Feinheiten preisgeben. Wie wahr! Barolo und Barbaresco sind keine Weine für den schnellen Genuss, auch wenn zur damaligen Zeit bis ca zum Jahr 2003 zahlreichen Winzer das Gegenteil beweisen wollten und Weine mit kurzer Maischestandzeit und Ausbau im Barrique forcierten. Bruno Giacosa blieb seinem Stil immer treu, auch wenn manche Weinjournalisten und Weinkritiker das zuweilen mit Unverständnis goutierten.

Bruno Giacosa lernte schon als Jugendlicher, was einen großen Nebbiolo-Wein ausmacht. Der 1929 geborene Winzer begann als junger Mann im Betrieb seines Vaters mitzuwirken, der Sensal für Trauben und Wein war, selbst Wein vinifizierte und diesen fassweise vermarktete. Wie Bruno Giacosa im Jahr 2015 in einem schriftlichen Interview mit Alexander Magrutsch, damals Chefredakteur der Zeitschrift wein.pur, meinte, hat er mit etwa 13 Jahren begonnen, das Gebiet kennenzulernen, um zu verstehen, wo die besten Lagen seien. Und auf die Frage, warum er mit der Flaschenfüllung begonnen hat, schrieb er, dass ihn die Passion angetrieben hat, die selbst vinifizierten Weine auch abzufüllen. Der erste Jahrgang in Flaschen war 1967 und zur Marktsituation von damals merkte Bruno Giacosa an, dass es „sicherlich nicht leicht war, die Weine zu etablieren. Aber sie haben schließlich großen Gefallen gefunden“. Das Bemerkenswerteste daran ist, dass nur ein kleiner Teil der Gesamtproduktion von eigenen Weingärten stammte. Der Großteil kam von Traubenlieferanten, die seit Generationen an die Giacosa-Familie ihre Ernte lieferten und die Weinberge perfekt pflegten.

Aus heutiger Sicht setzten die Weine von Bruno Giacos Standards, an denen sich alle anderen Winzer gemessen haben. Liebhaber piemontesischer Weine aus der ganzen Welt horten die raren und edlen Kreszenzen in ihren Kellern. Glücklich, wer ein paar Flaschen mit dem Kaminroten Etikett ergattern konnte, es sind die raren Riserva-Weine von den besten Jahrgängen.

Im Gedenken an den großen Meister sollten wir ein Glas Barolo oder Barbaresco, nach Möglichkeit von Bruno Giacosa, erheben und ihm dankbar für die vielen wunderbaren Weine sein, die er uns geschenkt hat. Frei nach dem Schlusssatz von Bruno Giacosa im Interview von 2015 auf die Frage, was er uns Weinliebhabern mit auf den Weg geben will: „Nicht aufzuhören, Barolo und Barbaresco zu trinken!“

 

Zu den Weinen von Bruno Giacosa hier>